Hygiene

Jet- und Warmlufttrockner ungeeignet

Eine Studie stellt fest, dass Jet- und Warmlufttrockner die Luft in Waschräumen kontaminieren und für den Einsatz im Gesundheitswesen möglicherweise ungeeignet sind. Bakterien, die in die Luft auf Nutzer und umstehende Personen geblasen werden, bergen das Risiko der Kreuzkontamination zwischen Mitarbeitern im Gesundheitswesen und der Öffentlichkeit.

Photo: Jet- und Warmlufttrockner ungeeignet
Photo: Jet- und Warmlufttrockner ungeeignet
Quelle: European Tissue Symposium

Eine neue Studie[1] kommt zu dem Ergebnis, dass Jet- und Warmlufttrockner die Waschräume potenziell stärker kontaminieren, indem sie Bakterien in die Umgebungsluft sowie auf Nutzer und andere Personen verteilen. Diese Erkenntnisse haben wesentliche Auswirkungen auf die Arbeit der Hygiene-beauftragten sowie der Personen, die für den Einkauf der Ausstattung von Waschräumen in Krankenhäusern verantwortlich sind.

Die vom renommierten medizinischen Mikrobiologen Professor Mark Wilcox von der Universität Leeds und von den Lehrkrankenhäusern Leeds entwickelte und geleitete sowie vom ETS finanzierte Untersuchung hat verglichen, in wieweit drei häufig verwendete Methoden des Händetrocknens dazu beitragen, Bakterien zu verbreiten. Es zeigte sich, dass Jet-Lufttrockner mehr mit Bakterien belastete Tropfen verteilen und diese auch weiter verbreiten als Warmlufttrockner und Papierhandtücher. Zudem wurde festgestellt, dass sich die Bakterien nach dem Abschalten des Jet-Lufttrockners auch wesentlich länger in der Luft des Waschraums halten.

Verbreitung über die Luft

Im Rahmen der Studie wurden durch Handschuhe geschützte Hände mit einem harmlosen Stamm des MilchsäurebakteriumsLactobacillus infiziert, der normalerweise nicht in Waschräumen anzutreffen ist. Damit wollte man die Keimbelastung auf unzureichend gewaschenen Händen simulieren. Der anschließende Nachweis des Lactobacillus in der Umgebungsluft hat bestätigt, dass dieser während des Händetrocknens über die Hände verteilt worden sein muss. Die Wissenschaftler haben die Luft in der direkten Umgebung der Trockner sowie in Entfernungen von einem und zwei Metern gemessen. Die Keimzahl in direkter Umgebung der Jet-Lufttrockner war 4,5 Mal höher als bei den Warmlufttrocknern und 27 Mal höher als bei Verwendung von Papierhandtüchern. Neben den Trocknern waren die Bakterien noch viel länger als in den 15 Sekunden nachweisbar, in denen die Hände getrocknet wurden. Etwa die Hälfte (48 %) der Milchsäurebakterien wurde später als 5 Minuten nach Abschluss des Trocknungsvorgangs gesammelt. Noch 15 Minuten nach dem Händetrocknen konnten diese Milchsäurebakterien, genauer 20 % der gesamten für den Jet-Lufttrockner gesammelten Lactobacillus-Anzahl, in der Luft nachgewiesen werden.

Mikrobiologische Kreuzkontamination

„Kontaminierte Luft in Waschräumen ist nicht hinzunehmen“, sagt Marc Van Ranst, Professor für Virologie und Direktor der Sektion Mikrobiologie und Immunologie an der Universität Leuven, Belgien. „In Krankenhäusern, in denen sowohl das medizinische Personal als auch die Öffentlichkeit die gleichen Einrichtungen benutzen, müssen wir sicher sein, dass die technische Ausstattung die Verbreitung von Infektionen weitestgehend verhindert, um eine Kreuzkontamination im größeren Umfeld des Krankenhauses zu vermeiden.“

In ganz Europa widmen die Medien der Eindämmung von Infektionen in Krankenhäusern große Aufmerksamkeit. Sie ist auch für die Behörden und die Mitarbeiter des Gesundheitswesens eine wichtige Aufgabe. Das Ausmaß, in dem Jet-Lufttrockner Keime im Waschraum verteilen, wirft die dringende Frage nach entsprechenden öffentlichen Richtlinien auf, um zu vermeiden, dass Infektionen in Krankenhäusern und anderen öffentlichen Bereichen verbreitet werden. Die Daten machen deutlich, dass das Händetrocknen mit Einweghandtüchern am wenigsten zur Luftkontamination beiträgt und daher die hygienischste Lösung darstellt. Professor Wilcox erklärte: „Wir betonen immer wieder die Notwendigkeit des Händewaschens, um die Verbreitung von Infektionen einzudämmen. Doch haben wir bisher nicht die beste Möglichkeit berücksichtigt, die Hände zu trocknen. Die beste Möglichkeit bedeutet jedoch nicht immer die bequemste. Das Trocknen der Hände mit elektrischen Trocknern birgt das Risiko, Keime im Waschraum zu verteilen. Das ist keinesfalls wünschenswert, wenn wir versuchen wollen, die Übertragung von Bakterien oder Viren zwischen den Menschen einzuschränken.“

Trockene Hände sind hygienische Hände

„Die Bedeutung des Händewaschensfür die Verhinderung der Ausbreitung von Infektionen ist weitgehend anerkannt. Jedoch hat man dem Händetrocknen bisher viel weniger Aufmerksamkeit zukommen lassen“, sagt Roberto Berardi vom European Tissue Symposium (ETS), das die Studie in Auftrag gab. „Das richtige Händetrocknen schließt das Händewaschen ab und verringert das Risiko der Übertragung von Keimen. Die in öffentlichen Waschräumen angebotenen Methoden zum Händetrocknengründen sich entweder auf das Aufsaugen des Wassers (Einweg-Papierhandtücher und Textilhandtücher) oder auf das Fortblasen des Wassers (Warmlufttrockner, Hochgeschwindigkeitslufttrockner). Diese Studie ergänzt die vorhandenen Beweise, die belegen, dass das Händetrocknen mit Handtüchern mit einer geringeren Keimbelastung der Hände und der Luft im Waschraum einhergeht als bei Verwendung von Warmlufttrocknern oder Jet-Lufttrocknern“, ergänzt er abschließend.

[1]: Microbiological comparison of hand drying methods: the potential for contamination of the environment, user and bystander. E.L. Best,1 P. Parnell,1 M.H. Wilcox 1,2  – Microbiology Department, Old Medical School, Leeds General Infirmary, Leeds Teaching Hospitals NHS Trust1 & University of Leeds,2 Leeds LS1 3EX, UK.

 

Quelle: Pressemitteilung European Tissue Symposium

19.11.2014

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