Flüchtlinge helfen Flüchtlingen

Modellprojekt zur Unterstützung traumabelasteter Flüchtlinge

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens hat bei einem kleinen Empfang im Ministerium die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des vom Land geförderten Modellprojekts „Unterstützung von traumabelasteten Flüchtlingen durch geschulte LaienhelferInnen“ begrüßt. Die zukünftigen Laienhelfenden sind zum größten Teil selbst als Geflüchtete nach Deutschland gekommen.

„Helfende mit eigener Migrationsgeschichte können bei der psychischen Stabilisierung von Flüchtlingen wirkungsvolle Unterstützung leisten“, erklärte Ministerin Steffens. „Laienhelfende, die selbst als Flüchtlinge zu uns gekommen sind, wissen um die Erfahrungen der Betroffenen, kennen ihren kulturellen Hintergrund und sprechen die gleiche Sprache. Durch die Schulung werden sie befähigt, den von ihnen betreuten Flüchtlingen Halt und - eventuell ergänzend zu professionellen Angeboten - bedarfsgerechte Hilfestellung zu geben“, so Steffens.
 
Die Gefahr, unter psychischen Belastungen zu leiden oder eine psychische Erkrankung zu entwickeln, ist bei geflüchteten Menschen durch Erlebnisse im Herkunftsland und Fluchterfahrungen besonders gegeben. Studien haben gezeigt, wie wirksam in vielen Fällen für Betroffene unterstützende Maßnahmen durch geschulte Laien mit eigener Migrationsgeschichte sein können - auch beim Abbau von Integrationshemmnissen.
 
Im Rahmen des Modellprojekts werden die Laienhelferinnen und -helfer jetzt beim Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge (PSZ) in Düsseldorf geschult und während der ersten neun Monate bei ihrer Unterstützung und Beratung von Flüchtlingen begleitet. Das Projekt wird in enger Kooperation mit dem Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein, der Ärztekammer Nordrhein sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein durchgeführt. Das Gesundheitsministerium fördert das Vorhaben mit insgesamt rund 250.000 Euro.
 
Laienhelfende sollten neben ihrer Muttersprache sicher in Englisch oder Deutsch kommunizieren können, einen geregelten Aufenthaltsstatus haben und über soziale Kompetenz, Empathiefähigkeit und eine stabile psychische Verfassung verfügen.
 
Geschulte LaienhelferInnen können nach Expertenschätzungen bis zu 100 Flüchtlinge im Jahr betreuen. Auch die Weitervermittlung in eine professionelle Behandlung kann eine Aufgabe sein.
 
Hintergrund:

  • Die LaienhelferInnen erhalten nach ihrer Schulung für Ihre Tätigkeit ein Honorar in Höhe von 18 Euro pro Stunde.
  • Insgesamt fördert das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter zur Unterstützung geflüchteter Menschen im Bereich der gesundheitlichen Versorgung und der Qualifizierung in Gesundheits- und Pflegeberufen in 2016 Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von rund 3,9 Millionen Euro.


Quelle: Nordrhein-Westfalen

28.10.2016

Mehr aktuelle Beiträge lesen

Verwandte Artikel

Photo

News • Migrationsmedizin

Zwischen Traumata, Sprachbarrieren, Infektionen und Bürokratie

Seit dem Jahr 2015 sind über eine Million Flüchtlinge und Migranten nach Deutschland gekommen. Internisten und Allgemeinmediziner gehören dabei zu den ersten Anlaufstellen. Aktuelle Auswertungen…

Photo

News • Bürokratische Hürden

Psychische Gesundheit von Flüchtlingen

Flüchtlinge, die schnell eine Arbeit aufnehmen und in die Gesellschaft integriert werden, leiden seltener unter psychischen Erkrankungen. Angesichts anhaltend hoher Flüchtlingszahlen veranstaltete…

Photo

News • MobiAssist

Spielerisch gegen Demenzfolgen trainieren

Wer sich bewegt, bleibt fit – auch im Kopf. Im neuen Forschungsprojekt „MobiAssist“ forscht die Universität Siegen nun an einem Mobilisierungs-Assistenten zur Unterstützung der ambulanten…

Newsletter abonnieren