Gezielte Therapien gegen Lebertumore

Quelle: Universitätsklinikum Frankfurt

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Gezielte Therapien gegen Lebertumore

Auf einem interdisziplinären Symposium zur Präzisionsbehandlung von Lebertumoren tauschten sich in Frankfurt hochkarätige Experten über eine besondere Form der Strahlentherapie, aber auch andere spezialisierte Verfahren gegen Lebertumore sowie deren Kombinationsmöglichkeiten aus.

Leberzellkrebs ist weltweit die sechsthäufigste Krebserkrankung mit rund 800.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Ursachen sind unter anderem Ernährungsfaktoren wie der Konsum von Alkohol oder Giftstoffen, aber auch virale Erkrankungen, insbesondere Hepatitis B und C. Diese Krankheiten können Leberzirrhose, also eine chronische Entzündung der Leber, auslösen, auf deren Grundlage wiederum Leberzellkrebs entstehen kann. 

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Der Werkzeugkoffer der Leberspezialisten beim HCC

Hepatozelluläre Karzinome (HCC) zählen nach wie vor zu den Krebsarten mit einer schlechten Überlebensprognose, da der Tumor häufig mit einer Funktionseinschränkung der Leber im Rahmen einer Leberzirrhose verbunden ist. Prof. Dr. Ralph Kickuth, Interventioneller Radiologe am Universitätsklinikum Würzburg, gibt einen Überblick über die wichtigsten Verfahren zur Behandlung von HCCs.

Der präzisen Behandlung dieser tückischen Krebsart haben das Leberzentrum des Universitätsklinikums Frankfurt, das Saphir Radiochirurgie Zentrum und der Arbeitskreis für Physik und Technik in der Stereotaxie der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) am 4. April 2019 ein hochkarätig besetztes interdisziplinäres Expertensymposium gewidmet. Das Symposium fand in Zusammenhang mit den DGMP-Arbeitskreissitzungen zur Stereotaxie und klinischen Dosimetrie am 5. April statt.

Leberzellkrebs wird im Frühstadium generell chirurgisch behandelt. Dabei wird entweder der Tumor entfernt oder der Patient erhält eine Lebertransplantation. Wenn das nicht möglich ist, können die Tumorherde durch eine Ablation mit Radiofrequenz (RFA) oder Mikrowelle (MWA) minimalinvasiv behandelt werden. Das Tumorgewebe wird bei diesen Methoden mittels Wärme gezielt zerstört. Manche Patienten kommen allerdings wegen einer sehr begrenzten Erkrankung der Leber weder für eine Operation noch für eine Ablation in Frage. Ihnen werden entweder ganz gezielt lokal oder systemisch Chemotherapeutika oder spezielle Krebsmedikamente verabreicht. Mit der sogenannten transarteriellen Chemoembolisation (TACE) beispielsweise kann sehr fokussiert mittels hoch dosierten Chemotherapeutika auf den Tumor eingewirkt werden. Mit gezielten Krebsmedikamenten wiederum können auch verstreute Krebszellen in der Leber effektiv behandelt werden.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit einer begrenzten Anzahl von Läsionen ist die sogenannte stereotaktische Strahlentherapie, ein Verfahren der Hochpräzisionsbestrahlung oder auch Radiochirurgie, das bereits seit mehr als 65 Jahren angewandt wird. Zunächst wurden so nur Hirntumore und funktionelle Störungen im Kopf behandelt. Seit Ende der 90er Jahre wird die Radiochirurgie jedoch auch außerhalb des Kopfes, beispielsweise in Lunge, Leber oder Prostata, angewendet. Für die stereotaktische Strahlentherapie wird die Strahlendosis in bis zu fünf Sitzungen über ein bis zwei Wochen – statt wie bei vielen anderen Erkrankungen üblich in 25 bis 30 Sitzungen über fünf bis sechs Wochen – hochpräzise auf das Tumorgebiet gerichtet. Klinische Studien bei Patienten mit Lebertumoren zeigten bereits vielversprechende Ergebnisse bei der stereotaktischen Strahlentherapie, auch in Kombination mit anderen Verfahren wie der TACE. Gleichzeitig erfordert die präzise Strahlentherapie bewegter Organe komplexe Strategien und Qualitätssicherungen, da bei der Ausrichtung der Bestrahlung unter anderem Atembewegungen ausgeglichen werden müssen. Wie das gelingen kann, war ein zentrales Thema des Frankfurter Symposiums.

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Für die Veranstaltung waren über 30 führende nationale und internationale Experten nach Frankfurt eingeladen. Die primäre wissenschaftliche Leitung lag bei den Direktoren der Medizinischen Klinik 1 und der Klinik für Strahlentherapie und Onkologie des Universitätsklinikums, Prof. Stefan Zeuzem und Prof. Claus Rödel. Das Doppelsymposium wurde zudem von einer umfangreichen Industrieausstellung mit über 25 Ausstellern begleitet und war mit über 230 Teilnehmern sehr gut besucht. Der Erfolg der Veranstaltung war unter anderem dem rapiden Fortschritt in der Behandlung von Lebertumoren geschuldet, welcher auch durch das interdisziplinäre Leberzentrum des Frankfurter Universitätsklinikums vorangebracht wurde und wird.

Viele der beschriebenen Therapieoptionen für Lebertumore werden derzeit in klinischen Studien am Leberzentrum des Universitätsklinikums Frankfurt umfangreich geprüft. Die derzeit laufenden und geplanten klinischen Studien umfassen unter anderem die Untersuchung einer Kombinationstherapie aus TACE und dem Krebsmedikament Sorafenib bei mehreren Lebertumorherden (INTERSORTACE) und den Vergleich zwischen TACE und stereotaktischer Strahlentherapie bei einzelnen Lebertumorherden (TRENDY) sowie Studien zur Immuntherapie und zu vielversprechenden Kombinationstherapien aus Immuntherapeutika und Tyrosinkinaseinhibitoren.


Quelle: Universitätsklinikum Frankfurt

12.04.2019

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